Wachstumslenkung bei O- und X-Beinen
Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Beinachsen (O-, X-Bein). In den meisten Fällen ist dies lediglich ein Merkmal einer genetischen Prägung wie braune oder blonde Haare, blaue oder braune Augen und völlig unbedenklich. Überschreitet die Achsfehlstellung allerdings ein gewisses Mass, kommt es im späteren Leben zu frühzeitigem Gelenkverschleiss, da z.B. bei einem O-Bein die Kniegelenksinnenseiten und bei einem X-Bein die Kniegelenksaussenseiten überbelastet werden, wodurch der Gelenkknorpel der betroffenen Seite frühzeitig verbraucht werden kann. Zudem können ausgeprägte O- und X-Beinfehlstellungen kosmetisch-ästhetische aber auch funktionelle Beeinträchtigungen darstellen. Bei Kindern können derartige Fehlstellungen relativ einfach und zuverlässig über die sogenannte Wachstumslenkung korrigiert werden. Hierbei wird die Wachstumsfuge am Gelenk an der Konvexseite der Fehlstellung temporär mit einer minimalinvasiv eingebrachten Platte für eine gewisse Zeit (ca. 2 Jahre) vor Wachstumsabschluss verblockt. Somit ist das Wachstum an dieser Stelle gesperrt, findet aber an der anderen Seite unverändert statt, was dazu führt, dass das Bein gerade auswächst. Mit klinischen Röntgenkontrollen wird der Zeitpunkt der optimalen Begradigung des Beines abgewartet und die Platte dann wieder entfernt.
Diese Operation kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Die ersten Wochen nach der Operation darf kein Sport betrieben werden, zumeist sind für zwei Wochen Gehstöcke erforderlich. Die Komplikationsraten derartiger Eingriffe sind gering. In seltenen Fällen stört die Platte muss frühzeitig entfernt werden. Gelegentlich kommt es nach Plattenentfernung nochmals zu einer geringen Veränderung der Achse (sog. Rebound Phänomen).