Umgeknickt mit dem Sprunggelenk sind vermutlich auch Sie schon einmal, sei es in der Kindheit oder auch erst im Erwachsenenalter. Derartige Verletzungen werden Distorsionen des Sprunggelenks genannt, stellen eine der häufigsten Verletzungen überhaupt dar und ereignen sich zumeist, indem der Fuss hängenbleibt, nach innen wegdreht und der Knöchel nach aussen kippt. Hierbei kommt es stets mindestens zu einer Zerrung der Bänder und der Gelenkkapsel am Aussenknöchel. Ist die Unfallenergie grösser, können Aussenband und Kapsel einreissen. Der Kapsel-Bandapparat an der Innenseite des Sprunggelenkes ist deutlich kräftiger, so dass sich hier durch Umknick-Ereignisse (Wenn der Fuss nach aussen wegknickt) wesentlich seltener schwerwiegende Bandverletzungen ereignen. Wenn doch sind diese allerdings noch konsequenter zu behandeln als die Kapsel-Bandverletzungen am Aussenknöchel. Beim Unfall verspüren die Patientinnen/Patienten ein Reissen oder sogar Poppen der Gelenkkapsel. Das weitere Auftreten ist sofort schmerzhaft, der Knöchel schwillt an und es blutet mehr oder weniger stark in die Weichteile ein, da zusammen mit der Kapsel auch kleine Blutgefässe zerrissen wurden.
Bei der akuten Sprunggelenksdistorsion sollten sie umgehend schonen, hochlagern, kühlen und mit einem Verband leicht komprimieren, damit es erst gar nicht so stark einbluten und anschwellen kann. Bei heftigeren Distorsionen mit schmerzbedingter Unmöglichkeit aufzutreten sollten Sie umgehend einen Arzt/Notfallstation aufsuchen, damit mittels Röntgen ein Knöchelbruch ausgeschlossen werden kann. Hier werden Sie mit einer Schiene und mit Gehstöcken versorgt. Zudem erhalten sie schmerzstillende und abschwellende Medikamente und Salben, sowie bei Bedarf Medikamente zum Schutz vor einer Thrombose.
Die Mehrheit der Kapsel-Bandverletzungen am Sprunggelenk heilt durch eine 4-6 wöchige Schienenbehandlung stabil aus. Mit der Schiene wird die gedehnte, gerissene Kapsel geschient, so dass Kapsel und Aussenbänder in natürlicher Länge vernarben und ausheilen können, wozu der Körper in der Lage ist.
Die ersten 6 Wochen der Heilung sind hierfür jedoch sehr wichtig! Kommt es in dieser Phase zu weiteren Umknick-Ereignissen, z.B. weil die Schiene nicht konsequent getragen wurde oder haben sich bei Ihnen bereits schon mehrfach Sprunggelenksdistorsionen ereignet, kann es passieren, dass Kapsel und Bänder nicht ausreichend stabil abheilen, sondern locker werden.
Die Folge ist eine Instabilität des Sprunggelenks.
Klinik
Betroffene Patienten bemerken eine Unsicherheit beim Gehen auf unebenem Gelände (Wandern, abschüssige Wege, Kopfsteinpflaster). Teilweise löst diese Instabilität auch Schmerzen im Gelenk aus, indem die Mechanorezeptoren eine Überdehnung der Kapsel wahrnehmen und sich die Gelenkschleimhaut entzünden kann durch die Instabilität im Gelenk. Ein Teil der Patienten knickt regelmässig mehrmals im Jahr mit dem betroffenen Sprunggelenk um. Diese Traumatisierungen werden oft nicht mehr als sehr dramatisch wahrgenommen, da es an der überdehnten Kapsel nicht mehr zu starken Einblutungen kommt.
Konsequenzen
Eine Instabilität bereitet nicht nur Beschwerden und senkt Ihre Lebensqualität (aus Angst vor weiteren Distorsionen werden Sport, Tanzen, Wandern, etc. häufig vermieden), sondern stellt auch einen relevanten Risikofaktor für die Entstehung einer späteren Arthrose am Sprunggelenk dar.
Konservative Therapie
Ein Teil der Patienten kann die Instabilität der Kapsel und der Bänder durch ein konsequentes Muskeltraining der Unterschenkel- und Fussmuskulatur kompensieren. Damit dies gelingt muss jedoch lebenslang die sogenannte Propriozeption geübt werden! Bei leichteren Instabilitäten kann eine sogenannte Proliferationstherapie an den Aussenbandapparat versucht werden, wodurch die Kapsel straffer und stabiler wird.
Mit Bandagen und Schienen, sowie stabilem Schuhwerk können zusätzlich die Bänder von aussen in Arbeit und Sport unterstützt werden.
Operative Therapie
Sollte sich nach einer mehrmonatigen konservativen Therapie herausstellen, dass Sie Ihr Sprunggelenk nicht ausreichend stabilisiert bekommen, stellt sich die Indikation zur operativen Bandrekonstruktion.
Einen Grossteil der Fälle versorgen wir arthroskopisch minimal invasiv, indem die gelockerten Bänder im Rahmen einer Gelenkspiegelung gerafft werden.
Sollte das vernarbte Aussenband zu stark ausgedünnt und insuffizient sein oder müssen Verknöcherungen aus dem vernarbten Aussenband entfernt werden, wird über einen kleinen Hautschnitt offen operiert. Zur Verstärkung wird dann entweder Knochenhaut vom Wadenbein oder eine kleine Sehne aus der Wade (z.B. Plantarissehne) verwendet. Teilweise wird in diesen Fällen die Bandplastik mit einem Kunststoffband (internal brace) verstärkt.
In Einzelfällen, bei denen Fehlstellungen an Unterschenkel und Fuss ein ständiges Umknicken befördern, kann es notwendig sein knöcherne Korrekturoperationen gleichzeitig durchzuführen. Ebenso können Knorpelschäden im Gelenk mitversorgt werden (AMIC Plastik, Chondro-Gide®).
Die Nachbehandlung erfolgt im Vacoped für 4-8 Wochen mit anfänglich Teilbelastung an Gehstöcken. Ab wann Sie wieder voll belasten dürfen, hängt unter anderem vom Ausmass der erforderlichen Rekonstruktion ab und ob Zusatzeingriffe an Knorpel und Knochen erforderlich waren.
Anschliessend folgt eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung, während dieser Zeit werden die operierten Bänder noch mit einer Orthese oder Bandage geschützt.
Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Fragen zum Thema Instabilität des Sprunggelenks haben.
Wir bieten Ihnen das gesamte Spektrum der konservativen und operativen Versorgung an. Bei unseren operativen Versorgungen achten wir in besonderem Maß auf den Einsatz moderner und schonender Operationstechniken.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die gesamte Nachbehandlung ebenfalls aus einem Guss bei uns in der Praxis erfolgen kann, was für gute postoperative Ergebnisse und Ihre Zufriedenheit als Patient sehr wichtig ist.