Beim Hallux rigidus handelt es sich um einen Gelenkverschleiss (Arthrose) des Großzehengrundgelenkes, welcher zu einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung an der Grosszehe führt.
Zumeist tritt die Arthrose am Grosszehengrundgelenk im mittleren Lebensalter auf als Folge eines degenerativ bedingten Verschleisses im Gelenk durch Sport, Fehl- und Überbelastungen oder eine relative Überlänge des ersten Mittelfussknochens auf, wodurch es zu einer Drucküberbelastung im Grosszehengrundgelenk kommt. Hierdurch wird letztendlich mit den Jahren der Gelenkknorpel zerstört und eine Arthrose entsteht. In einigen Fällen kann der Hallux rigidus als Unfallfolge oder als Folge einer Hallux valgus Operation auftreten.
Die Arthrose entwickelt sich zumeist langsam über Jahre. Bedauerlicherweise ist der menschliche Körper nicht in der Lage, Knorpelschäden ausreichend zu reparieren. Im Gegenteil versucht die Natur durch knöcherne Anbauten rund um das Gelenk, den Druck im Gelenk besser zu verteilen und Druckspitzen von Arealen mit defektem Knorpelüberzug zu nehmen. Die knöchernen Anbauten sind teilweise von minderwertigem Narbenknorpel überdeckt, welcher jedoch die Funktion des ursprünglichen, gesunden Knorpels nicht ersetzen kann. Als Folge steift das Gelenk zunehmend ein. Wie bei jeder Arthrose am menschlichen Körper gibt es immer wieder Schübe, in denen es zu akuten Entzündungen im Gelenk kommt. Dies erklärt, warum es Wochen und Monate gibt, an denen das betroffene Gelenk mehr schmerzt und Phasen, an denen die Beschwerden wieder erträglich sind.
Im Frühstadium des Hallux rigidus sind konservative Therapieverfahren sinnvoll und hilfreich, ohne allerdings eine Gesundung des Gelenkes bewirken zu können.
Mit der Zeit verschlechtert sich die Arthrose aber unweigerlich und die Beschwerden werden früher oder später konservativ nicht mehr beherrschbar sein. Viele Patienten beginnen dann, schmerzbedingt vermehrt über den Fussaussenrand abzurollen, was zu Schmerzen an Fuss und Unterschenkel und aufsteigend auch zu Knie-, Hüft-, und Rückenbeschwerden führen kann.
Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, sich mit einer Operation des Grosszehengrundgelenkes auseinanderzusetzen. Die Operationstechnik orientiert sich am Stadium der Arthrose (I-IV), welches in einer Röntgenaufnahme festgestellt werden kann.
Die leichteren Arthrosestadien können zumeist gut mit gelenkerhaltenden Operationstechniken versorgt werden. Hierbei werden die knöchernen Anbauten rund um das Gelenk abgetragen (sogenannte Cheilectomie), zerstörte Knorpelareale werden entfernt und eine spezielle Technik kommt zur Anwendung (Mikrofrakturierung, AMIC), um die Ausbildung eines guten Narbenknorpels im Defektbereich anzuregen.
In einzelnen Fällen, vor allem bei einem überlangen ersten Strahl, wird dieser Eingriff mit einer Verkürzungsosteotomie kombiniert, um den Druck im Gelenk zu nehmen (Osteotomie nach Youngswick oder oblique Osteotomie).
Ebenso kann es im Einzefall sinnvoll sein, die Abtragung der knöchernen Überstände minimalinvasiv über einen ganz kleinen Hautschnitt durchzuführen. Diese Methode ist vor allem dann zu empfehlen, wenn Sie im wesentlichen durch die Knochenanbauten oberhalb der Grosszehe in geschlossenen Schuhen gestört sind und weniger unter echten Schmerzen im Gelenk leiden. Diese Technik hat den Vorteil geringer postoperativer Schmerzen und einen kürzeren Nachbehandlungsdauer im Vergleich zur offenen Cheilectomie (oben beschrieben). Allerdings können minimalinvasiv keine Reparaturmassnahmen am defekten Gelenkknorpel durchgeführt werden. Das Video (Courtesy Stryker) demonstriert die Technik:
Durch diese gelenkerhaltenden Operationstechniken lassen sich die Beschwerden zumeist auf ein erträgliches Mass reduzieren und das Gelenk funktionert anschliessend zumeist für mehrere Jahre wieder gut. Allerdings können Restbeschwerden verbleiben.
Die fortgeschrittenen Arthroseformen benötigen eine andere Versorgung:
Ist das Gelenk bereits schwer zerstört und eingesteift, ist die mit Abstand beste Versorgung die Arthrodese des Grosszehengrundgelenkes. Da das Gelenk im Vorfeld bereits schon funktionsuntüchtig war, verliert der Patient keine Funktion, aber relativ zuverlässig seine Schmerzen. Dieser Eingriff versteift einzig das Grosszehengrundgelenk (nicht das Endgelenk) und stellt immer noch aufgrund sehr guter Resultate den Goldstandard dar, auch bei jüngeren Patienten.
Fortgeschrittene Arthrosestadien, welche dennoch eine gute Restbeweglichkeit aufweisen, aber für die oben dargestellte einfache gelenkerhaltende Operation nicht zugänglich sind, können alternativ zur Versteifung (siehe oben) auch mit einem Kunstgelenk oder einem Gelenkpuffer versorgt werden, wenn individuelle Gründe gegen eine Arthrodese sprechen. Diese Operationstechniken zeigen mehrheitlich gute Ergebnisse (z.B. Cartiva oder Rotoglide) und können für einen Teil der Patienten eine sinnvolle Alternative zur Versteifung darstellen. Häufig macht es Sinn die Cartiva Operation mit einer Osteotomie der Grosszehe zu kombinieren (Moberg Osteotomie), um so die Beweglichkeit der Grosszehe nach oben noch weiter zu verbessern.
Die Nachbehandlung erfolgt in den meisten Fällen in einer Spezialsandale mit steifer Sohle (Verbandsschuh), mit welcher der Patient relativ rasch nach der Operation wieder voll belasten darf. Zur Unterstützung werden Unterarmgehstützen abgegeben.
Bei den Gelenkerhaltenden Operationen darf unter Umständen bereits nach 2 Wochen allmählich wieder in Alltagsschuhe (Vorzugsweise bequeme Running oder Wanderschuhe) gewechselt werden und frühzeitig wird versucht die Beweglichkeit am operierten Gelenk zu trainieren.
Bei Arthrodesen oder Osteotomien muss zunächst die Knochenheilungszeit von 6 Wochen respektiert werden und der Verbandsschuh muss konsequent während dieser Zeit getragen werden. Gelegentlich muss am Anfang sogar eine Teilbelastung eigehalten werden. Nach 6 Wochen kann dann von der post OP Sandale ebenfalls in einen bequemen Alltagsschuh gewechselt werden. Wichtig ist hierbei, dass der Schuh eine eher steife Sohle, idealerweise mit einer Abrollunterstützung, aufweist.
Zu beachten ist, dass es, wie bei jeder Fussoperation, zu einer Schwellneigung kommen kann, welche zumeist peu à peu erst langsam und über mehrere Monate abklingt (1 Monat pro Lebensjahrzent!). Dies führt dazu, dass man gelegentlich nicht gleich in seine normalen Alltagsschuhe passt und für die ersten Monate nach der Operation ein paar übergrosse Ersatzschuhe angeschafft werden müssen. Geeignet sind hierfür nicht all zu teure Trekkingschuhe oder Runningschuhe.
Je nach Beruf und Aktivitätsgrad muss mit ca. 3 Monaten gerechnet werden, bis die meisten Berufs- und Alltagsaktivitäten wieder vollumfänglich aufgenommen werden können. Bis zur Vollständigen Abschwellung und Normalisierung (Endergebnis) dauert es zumeist ca. 1 Jahr.
Wenden Sie sich an uns, wenn Sie Fragen rund um das Thema Hallux rigidus haben.
Wir bieten Ihnen das gesamte Spektrum der Stadien gerechten konservativen und operativen Versorgung an. Bei unseren operativen Versorgungen achten wir in besonderem Maß auf die Biomechanik des ganzen Fußes und verwenden modernste Operationstechniken und Implantate.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die gesamte Nachbehandlung ebenfalls aus einem Guss bei uns in der Praxis erfolgen kann, was für gute postoperative Ergebnisse und Ihre Zufriedenheit als Patient sehr wichtig ist.